Die Studie

Das CoMind Lab der Universität Bern erforscht Entscheidungsprozesse in der medizinischen Diagnostik. In der medizinischen Forschung und Ausbildung wächst zunehmend die Erkenntnis, dass der Diagnoseprozess als Teamprozess verstanden werden sollte. Ärzt*innen, Pflegekräfte, Patient*innen und deren Angehörige tauschen dabei Informationen aus und bewerten sie gemeinsam, um eine fundierte Diagnose zu stellen. Soweit die Theorie – doch wie gestaltet sich dieser Prozess in der Praxis?

Das Team Ethnographie des CoMind Labs, unter der Leitung der Soziologin Dr. Maike Isaac, untersucht diese Frage mittels teilnehmender Beobachtung und Interviews in der Schweizer Notfallmedizin. Die Forscherinnen des Team Ethnographie interessieren sich für die Innenperspektiven aller Beteiligten – von den Fachkräften bis zu den Patient*innen – und erforschen, wie Teamarbeit im diagnostischen Prozess erlebt wird. Wann, wie und wo entstehen Teams? Welche Faktoren fördern oder erschweren die Teamarbeit?

 

Das Ziel der Studie

Die Forscherinnen möchten ein besseres Verständnis für die Praxis des Diagnoseprozesses gewinnen und damit Impulse für eine verbesserte Zusammenarbeit im medizinischen Alltag liefern. Die beiden Schweizer Kliniken, in denen die Studie durchgeführt wird, dienen als Fallstudien. Aus ihnen sollen Erkenntnisse sowohl für künftige wissenschaftliche Untersuchungen als auch für die organisatorische Gestaltung der Zusammenarbeit in medizinischen Kontexten gewonnen werden.

Die Studienergebnisse werden auf Englisch in wissenschaftlichen Fachzeitschriften veröffentlicht und von einem internationalen Fachpublikum gelesen – insbesondere von Forscher*innen, die sich ebenfalls mit der Optimierung medizinischer Ausbildung und Arbeitsabläufe beschäftigen oder etwas über die Zusammenarbeit an interprefessionellen Arbeitsplätzen lernen möchten.

Nach Abschluss der Studie stellen die Forscherinnen den teilnehmenden Kliniken einen ausführlichen Bericht zur Verfügung. Dieser soll den Kliniken als Grundlage dienen, um gezielt zu überlegen, wie sich die Studienergebnisse in die Abläufe ihrer jeweiligen Notfallkliniken integrieren lassen. Die Grafik hier veranschaulicht, wie der Bericht erstellt und mit den beteiligten Notfallkliniken geteilt wird.

 

Worum es nicht geht

Die Forscherinnen werden explizit nicht einzelne Personen, die sie bei ihrer Arbeit oder ihrer Behandlung in einer der beiden Notfallkliniken begleiten, in irgendeiner Form bewerten. Ziel der Studie ist es nicht, individuelles Handeln zu beurteilen, sondern gruppenbezogene Arbeitsprozesse sowie strukturelle, kontextuelle und zwischenmenschliche Faktoren zu untersuchen, die die Zusammenarbeit fördern oder behindern. Im Fokus stehen wiederkehrende Muster, die sich über alle Studienteilnehmenden hinweg erkennen lassen – nicht das Verhalten einzelner Personen, das sich besonders positiv oder negativ auf die Teamarbeit auswirkt.

 

Studienverlauf

Die Studie wird zwischen September 2025 und April 2026 durchgeführt. Erste Ergebnisse werden vroaussichtlich Ende 2026 auf dieser Website zur Verfügung stehen.